Jeder Ort hat seine Geschichte – wenn die Geschichte
allerdings die ist, die die „Nervenanstalt Eglfing-Haar“ hat,
so muss diese auch immer wieder erzählt werden. Die Gedanken
müssen bei den Menschen sein, die aufgrund der abscheulichen
Vorgaben eines grausamen Regimes ihr Leben verloren haben. Wir
haben die Aufgabe zu erinnern, Geschichte zu bewahren und für die
Nachwelt so zu erzählen, dass nichts vergessen, aber vor allem
hingehört wird.
Zum Inhalt:
Als Emma von Blumberg 2018 mit 88 Jahren Dr. Sarah Wülfing trifft,
ahnen beide noch nicht, dass sie schicksalhaft seit den 1943er
Jahren verbunden sind; zumal Dr. Wülfing mit ihren 51 Jahren das
Sterben in den ehemaligen Hungerhäusern der damaligen Heil- und
Pflegeanstalt Haar unter Leitung des ärztlichen Direktor Dr.
Pfanngiesser (Pfannmüller) nur schemenhaft aus Erzählungen
erinnert. Emma allerdings erinnert sich traumatisch an diese
Zeiten, den Tod ihrer kleinen Freunde, die bizarren, grotesken
Taten jener „4. Wahnsinnigen“ Pfleger, die sich unter Anleitung
von Marie Gwandl, einer verantwortlichen Krankenschwester, dem
Regime anbiederten, glücklich an die große Liebe und ihren
Ehemann Falk von Blumberg und ihr gemeinsames Überleben.
Die tödlichen Verblendungen jener Zeit spiegeln und dokumentieren
sich auch in den Aktionen und dem Ansinnen von Generalfeldmarschall
d. Wehrmacht Werner v. Blumberg, dem Vater von Falk und
Generalleutnant d. Luftwaffe Theodor v. Harmsdorf, dem Vater von
Emma. Diese beiden Väter stehen zusammen mit Dr. Herrmann
Pfanngiesser stellvertretend verantwortlich für die Machenschaften
des Dritten Reichs und ganz private, familiäre Korruption und
Denunzierung.
Dass der Wahnsinn auch komische Momente produziert, ist keine neue
Erkenntnis und so bleibt einem das Lachen förmlich im Halse
stecken; eine wichtige Ingredienz des verarbeitenden Erinnerns, das
es möglich macht, die dramatischen Realitäten jener Zeit im
Hungerhaus als Musical zu erleben. Der Trost liegt im Morgen jeder
Zeit und wird in unserem Heute zu einer befreienden Tatsache, in
anderen Worten, das Grau kennt den Sonnenstrahl der Rettung. Die
Tränen der Verzweiflung, die Traurigkeit des trostlosen
Augenblicks wecken den unbedingten Willen zu Überleben.